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Dagmar Winkel, 55, ist Contergangeschädigt. Der Alltag fällt ihr immer schwerer, weil ihr Körper jahrelange Fehlhaltungen spürt. Die Situation der Wermelskirchenerin und vieler anderer Betroffener ist am Samstag (09.04.2016) Thema eines Symposiums in Köln.
Dagmar Winkel kam ohne Daumen und mit verkürzten Beinen zur Welt. Erst mit sieben Jahren lernte sie laufen, weil ihre Beine erst nach vielen Operationen Prothesen tragen konnten. Jetzt, im Alter von 55 Jahren, leidet sie durch die körperlichen Fehlhaltungen an Verschleißerscheinungen: Arthrose, Osteoporose und ein künstliches Hüftgelenk schränken die Beweglichkeit der zweifachen Mutter weiter ein. "Was ich früher noch problemlos konnte, etwa die Wohnung putzen und saugen, wird immer schwieriger."
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Und Dagmar Winkel ist nicht allein; alle Conterganopfer werden älter - es besteht Handlungsbedarf. Eine aktuelle, umfangreiche Studie des Landeszentrums Gesundheit NRW zeigt: Die Betroffenen leiden längst nicht mehr nur an ihrer eigentlichen Behinderung, sondern nun auch an Folgeschäden. Etwa 90 Prozent der 800 contergangeschädigten Menschen in NRW haben dauerhaft Schmerzen. 85 Prozent der heute 53- bis 57-Jährigen haben nur eine Lebensqualität von Über-80-Jährigen.
Die Studie zählt auf, warum das so ist: Die meisten Conterganopfer haben von klein auf versucht, unter massivster körperlicher Belastung Aufgaben zu bewältigen, die für gesunde Menschen selbstverständlich sind. Gesunde Körperteile ersetzen fehlende und werden dadurch ständig überbelastet. Chronische Rücken- und Nackenschmerzen quälen die Betroffenen heute, auch depressive Störungen treten der Studie zufolge häufiger auf als bei der Gesamtbevölkerung.
Fragen des Symposiums
Wie können die Erkenntnisse der Studie umgesetzt werden? Wer bezahlt es, und wie schnell sind realistische Veränderungen möglich? Darüber wollen Experten und Betroffene am
9. April in Köln beraten. Das Symposium wird organisiert vom Interessenverband Contergangeschädiger in Köln. Auch Dagmar Winkel wird dort sein.